Eine Woche ist es her, als mich der Name Martin Fowler ins East Hotel nach Hamburg zog.  Vermutlich hat jeder, der sich mit Softwareentwicklung beschäftigt, bereits von ihm gehört. Gerade aktuell erschienen ist sein Buch über 'Domain Specific Languages'.

Der Abend stand natürlich ganz im Zeichen seines Vortrags 'Software Design in the 21st Century'. Allerdings so ganz genau wussten auch die Leute von Thoughtworks nicht, worüber er sprechen würde.

Begonnen hatte der Abend bereits mit einem Vortrag von Erik Dörnenburg und Wolf Schlegel zum Thema Continous Integration (CI). Interessante Aussage am Rande,  für CI sollte man tatsächlich bei Subversion bleiben und nicht auf Git umsteigen.  Nach dieser ersten Stunden kamen schon eine Menge Fragen von interessierten Entwicklern, von denen über 200 zu dieser Veranstaltung erschienen waren.  Das Catering war übrigens ausgezeichnet und perfekt geplant.

Der Höhepunkt war natürlich das Erscheinen von Martin Fowler.  Locker, leger teilte er dem Auditorium erst einmal mit, dass er keinen langweiligen Vortrag von einer Stunde zu halten gedenke, sondern lieber drei kleine langweilige Vorträge plane.

Er stieg dann auch sofort in die Theorie über DSLs ein, was wohl auch ein wenig Promotion für sein Buch war, welches aber unbedingt zu empfehlen ist. Einige Exemplare wurden zwischendurch auch noch verlost, was die Spannung zusätzlich hob.

Der zweite Teil seiner Präsentation war dann sehr unterhaltsam.  Es jährt sich in diesem Jahr die Unterzeichnung des Agile Manifesto zum zehnten Male. Martin Fowler war einer der Teilnehmer des legendären Treffens 2001 in Utah und plauderte ein wenig aus dem Nähkästchen. Schaute man sich die damals beschlossenen Punkte an:

  1. Individuen und Interaktionen sind wichtiger als Prozesse und Werkzeuge
  2. Funktionierende Programme sind wichtiger als ausführliche Dokumentation
  3. Die stetige Abstimmung mit dem Kunden ist wichtiger als die ursprüngliche Leistungsbeschreibung in Verträgen.
  4. Der Mut und die Offenheit für Änderungen stehen über dem Befolgen eines festgelegten Plans.

kann man nur feststellen, dass sie nichts von ihrer Aktualität verloren haben.  Martin Fowler relativierte auch die aufkeimende Ernüchterung über agile Prozesse und Scrum.  Vergleicht man den Siegeszug der objektorientierten Entwicklung über mehrere Jahrzehnte, wird man auch jetzt noch eine Menge Programme finden, die unter dem Mantel von OO prozedural programmiert sind. Also sollte man doch auch neuen Technologien und Ansätzen die Zeit geben, die sie benötigen.

Der  dritte Teil seiner Präsentation war eher theoretischer Natur und beschäftigte sich mit dem Maturity Model von Richardson, dem er auf seiner Webseite auch einen ausführlichen Artikel gewidmet hat.

Zusammenfassend kann ich sagen, ein spannender Abend und ein beeindruckender Martin Fowler. Im Vergleich zu Erich Gamma, der eine reine Verkaufsshow zu Rational Produkten ablieferte, hat das Aushängeschild von ThoughtWorks tatsächlich noch etwas zu sagen.